Wenn Gedanken uns über die Bettdecke laufen – Ein- und Durchschlafstörungen

Laut Umfragen und Studien der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) leiden ca. 10% der deutschen Bevölkerung an Schlafstörungen. Damit zählen Schlafstörungen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden.

Das bedeutet, dass etwa jede zehnte Person ihren Schlaf häufig oder dauerhaft als nicht erholsam empfindet. Von einer Schlafstörung spricht man, wenn der Schlaf über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen jeweils mindestens dreimal wöchentlich so gestört ist, dass es zu Beeinträchtigungen kommt.

Zunächst gilt es abzuklären, ob die Schlafstörung eine Folge oder Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung ist. Hier ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. 

Ebenfalls ist zu empfehlen, die Schlafhygiene, die Umgebung, die Schlafgewohnheiten und den Tagesrhythmus zu überprüfen.

Folgen von Schlafstörungen:

Die Folgen von Schlafstörungen können weitreichend sein. Betroffene leiden an Konzentrations- und Leistungsmangel, haben eine erhöhte Unfallgefahr durch Müdigkeit, erleben Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen und berichten von Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Diese Aufzählung kann durch weitere Symptome des individuellen Erlebens ergänzt werden.

In vielen Fällen liegt einer Ein- und Durchschlafstörung ein erhöhtes Stresserleben zugrunde.

In einer Zeit, in der alles möglich scheint und wir unendlich viele Optionen und Pflichten haben, fällt es uns häufig schwer, am Abend die Gedanken loszulassen und in einen erholsamen Schlaf zu gelangen. Gerade, wenn der Körper zur Ruhe kommt, können unsere Gedanken noch einmal so richtig auf Hochtouren kommen.

Wie ein wilder Affe im Baum hüpft uns dann der heutige Konflikt mit dem Arbeitskollegen über die Bettdecke. Dazu gesellt sich der nächste Affe, der uns unbedingt daran erinnern will, einen Zahnarzttermin zu vereinbaren. Dem folgt direkt der Gedanke, dass nicht vergessen werden darf Milch zu kaufen, damit die Kinder nicht schimpfen, weil sie ihren Kakao nicht trinken können. Dazu passt direkt auch die Einkaufsliste für das neue Schuljahr, die noch unbedingt abgearbeitet werden soll… Sicherlich kann diese Aufzählung noch unendlich ergänzt werden.

All diese Gedanken sorgen im Körper für eine ordentliche Mobilmachung. Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet. Diese verhindern die Ausschüttung des Schlafhormons Serotonin. Ein Einschlafen oder wieder Einschlafen wird somit erfolgreich verhindert.

Viele Betroffene haben am Abend vor lauter Erschöpfung keine Probleme einzuschlafen, wachen dafür aber mitten in der Nacht (häufig zur gleichen Zeit) auf und steigen sofort in ihr Gedankenkarussell ein. Dies kann sich mehrere Stunden drehen und der Schlaf erfolgt erst in den frühen Morgenstunden, kurz vor dem Klingeln des Weckers.

Sowohl bei Einschlafproblemen als auch bei Durchschlafproblemen, sorgt in der Regel der besorgte Blick auf die Uhr für weiteren Stress. Wir ärgern uns über die Zeit, die wir schlaflos verbringen und feuern die Hormonausschüttung des Körpers damit noch mal so richtig an.

Erste Hilfe Tipps:

  • Selbstfreundlichkeit! Gerne als inneres Gespräch. „Alles was heute zu tun und zu Denken war, ist erledigt. Jetzt ist Schlafenszeit. Ich darf mich ausruhen und entspannen.“
  • Bei hartnäckigen „to dos“ eine kurze Notiz auf einen auf dem Nachttisch gelegten Zettel machen. Damit muss der Gedanke nicht mehr im Geist festgehalten werden.
  • Kein Blick mehr auf die Uhr! Insbesondere auch nicht beim Aufwachen in der Nacht. Wir begeben uns dann sofort in den analytischen Teil unseres Gehirns und rechnen die noch verbleibenden Stunden bis zum Wecker klingeln aus. Innere Schlussfolgerungen stressen uns dann.
  • Atemzüge zählen! Es ist so einfach, wie es klingt. Atmung beruhigt unser Nervensystem in kürzester Zeit. Es ist kaum möglich gleichzeitig bis 10 zu zählen, uns auf die Atmung zu konzentrieren und Probleme zu wälzen.

Also: Einatmen 1, Ausatmen 2, Einatmen 3…usw. Immer nur bis 10 und wieder von vorne beginnen!